Am 20.03.2015 war es endlich so weit.
Nicht nur Amateurastronomen, sondern nahezu alle Interessierten hatten bei sehr gutem Wetter Gelegenheit die Sonnenfinsternis zu verfolgen.
Für einen Astrofotografen bedeutet ein solches Ereignis eine Menge Vorarbeit:
Mehrere Probeläufe, um das Equipment, wenn es darauf ankommt im Griff zu haben, endlose Versuche bezüglich Bildbearbeitung, tagelanges Beobachten der Wetterprognosen und banges Warten.
Ein Erfahrungsbericht:
Es ist so weit! Bereits früh am Morgen des 20.03.2015 gegen 7.30 Uhr erfolgte der Aufbau der Ausrüstung.
Kurz nach 8.00 Uhr blitzte die Sonne das erste Mal über den Horizont. Erstes Einrichten und einige Testläufe.
Schnell noch ein "viel Glück" an die Sonnengefährten verschickt.
Viele Fragen tauchen plötzlich auf:
Steht die Sonne richtig im Bildausschnitt? Von wo und in welchem Winkel wird der Mond kommen?
Ist der spezielle h-alpha Sonnenfilter perfekt eingestellt? Ist der Schärfepunkt ideal getroffen? Nervosität macht sich breit.
Die Zeit scheint zu verfliegen. Die Funkuhr fest im Blick und den Timer am Smartphone gestellt - es kann losgehen!
Der Timer piept, jetzt brennt die Hütte. Die erste Aufnahme läuft. Gebanntes Starren auf den Monitor des Laptops. Wo ist der erste Kontakt zu sehen? DA!
9Uhr32 min 41sec, der Mondschatten hat die Sonne berührt.
Erleichterung, die Ausrichtung der Kamera stimmt. Unser Erdtrabant schiebt sich wie geplant ins Bild.
Ein traumhafter Anblick zu sehen, wie er langsam eine große, bogenförmige Protuberanz verdeckt.
Jetzt bloß keinen Fehler machen. Exakt alle zwei Minuten je eine Belichtungsreihe des Randes und eine der Oberfläche. Diese
werden benötigt um später hochauflösende Summenbilder zu erstellen. Alles läuft perfekt!
Ein Nachbar kommt vorbei und ist fasziniert. Das Handy klingelt. Meine Frau erlebt das Schauspiel auf einem Schulhof an unserem 8" f6 Newton mit Weißlichtfolie. Kollegen, Schulkinder, Hausmeisterin und die Putzfrau: Alle sind begeistert!
10Uhr 36min totaler Systemabsturz. Herzstillstand!!!
Der Computermonitor ist eingefroren. Der Rechner lässt sich nicht mehr ausschalten.
In Windeseile alle Kabel herausgezogen und den Akku entfernt.
Alles erneut angeklemmt. Cirka vierzig Sekunden später habe ich wieder ein Bild der Sonne auf dem Monitor.
Aufnahme läuft. Puhh!!! Gerade noch mal gut gegangen.
10Uhr 46min 38sec, das Maximum ist mit 70,8% erreicht.
Unglaublich, wie stark es abgekühlt hat. Fast 10°C!
Das Licht wirkt diffus. Trotz guter Kleidung fange ich an zu zittern.
Jetzt durchhalten und bloß kein Absturz mehr. Alles läuft!
11Uhr 51min 48sec, letzter Kontakt.
Noch einige letzte Aufnahmesequenzen der gesamten Sonne. Das wars!
Geschafft, alles hat geklappt. Ein unbeschreibliches Glücksgefühl macht sich breit.
Jetzt alles abbauen und auswerten.
80 Gigabite Daten für h-alpha
2 GB Daten für Weißlichtfotos
Was für ein Tag. Es hat sich gelohnt!
Anmerkung:
Die folgenden acht Abende wurden nur mit der Bearbeitung der nun zu sehenden Bilder verbracht.
Ein Bildbearbeitungsmarathon und erst ein Drittel der gesamten Daten!
Zum Einsatz kam ein Takahashi FS60 mit einem 50mm Lunt h-alpha Filter. Am Okularauszug wurde ein 1200mm Blockfilter montiert. Als Kamera diente eine ASI ZWO 1200MM. Auf einem Laptop lief das Programm Fire-Capture um die Kamera zu steuern. Das ganze Setup fuhr huckepack auf dem 12" f4 Sternwartenteleskop.
Parallel knipste eine Canon Eos450, welche mit einem Weißlichtfilter und einem 300mm Objektiv ausgestattet wurde.
Ein Timer schoss jede Minute ein Bild.